Theodori Meurers Relationis Historicae Continuatio, Oder Warhafftige Beschreibung aller fürnemen unnd gedenckwürdigen Historien, so sich hin unnd wider in Europa, in hoch und nider Teutschland, auch in Franckreich, Schott- unnd Engelland, Hispanien, Hungarn, Polen, Siebenbürgen, Wallachey, Moldaw, Türckey, etc. etwas zuvor und hierzwischen nechstverschiener Franckfurter Fastenmesß biß auff diese Herbstmesß dieses 1611. Jahrs, verlauffen und zugetragen.

Alles zum Theil auß eygener Erfahrung, zum Theil auß uberschickten glaubwirdigen Schrifften von tag zu tag colligirt und continuirt

Auch

Mit etlich schönen Kupfferstücken vor Augen gestellt, und verlegt durch Sigismundum Latomum.

Gedruckt im Jahr nach Christi Geburt,

M.DC.XI.

Sid. 41

Weiterer Verlauff zwischen Dennemarck und Schweden.
Zuvor is vermeldet worden, was gestalt der König in Dennemarck dem König in Schweden einen offenen Krieg durch einen Absagbrieff ankünden lassen, welcher dann durch einen Herold Nicolaus de Wahl und Magnus N. einen Trommeter vom König in Dennemarck dem König Carln zugeschickt worden, und nach dem sie nicht widerkehrt und kein Antwort vom Schweden erfolget, ist darauff den 2. Maij  der König auss Dennemarck von Christianopel mit seinem ganzen Heer nach der Statt und Festung Calmar zugezogen, die erste Tagreys nam ihre May. auff ein Dorff Hechbost genannt, uber Nacht allda zu bleiben, darinn 300. Schweden gewesen, hatten alle Brücken abgeworffen, di eder König also bald wider machen lassen, und hat ihr May. mit 80. Reuter und 100. Musquetirern den Schweden nachsetzen lassen, so aber davon kommen.

Den 3. Maij ist ir May. wider fortgeruckt, und umb 1. Uhr auff ein viertel Meil vor Calmar angelangt, allda haben gehalten 150. Schwedische Reuter in einem Busch, in welche der König selbst mit Joachim Bilouer und andern vom Adel gesetzt, 2. davon erlegt, und einen gefangen bekommen, die andern bis an die Statt gejagt.

Folgends ist das gantze Kriegsheer angezogen, und an etlichen Orthen das Feldläger umb Calmar geschlagen, die Schweden haben von 2. Uhrn bis auff den Abend aus grobem Geschütz 97. Schüss? gethan. Den 3. diss hat der König einen Trommeter sampt der Heerbaucken mit einem Schreiben an die Statt geschickt, habens aber nicht annehmen wollen.

Den 4. diss Morgens frühe umb 3. Uhrn haben die Schweden widerumb angefangen zu schiessen, und bis auff den Abend 80. Schüss gethan, sind auch selbigen Tags 6. mai aus dem Norder-Thor gefallen und scharmützelt, von den Dennemärckern sind 18. von den Schweden in 50. geblieben. Zu Abends umb 9.Uhrn sind sie widerumb auss dem Wester-Thor gefallen, in Meynung die Dennemärcker unter das Geschütz zu locken, im Abzug wurden etliche Schweden von Dennemärckern ertapt, welche aussagten, dass Graff Johann mit 10 000 Mann die Statt zu entsetzen entschlossen, und ir König Carol selbst alla Stund mit 14 000 Mann zu Calmar verwartet werde.

Den 5. diss sind die Schwedischen zu Rossz in 88. starck auss der Westerpforten gefallen, der Dennemärcker sind 2. beschädigt, und einer sampt dem Rossz tot blieben. Kurtz darnach hat der König selbst hart vor der Statt gehalten, in dem ist auss einem Falckenetlin irer May. Hoff Junckern einem Sigismund von Gudintz der Kopff abgeschossen worden, dass das Blut dem König auff dem Kragen, und Joachim Bilouer das Hirn umb den Kopff gesprungen, der erschossene ist auff dem Pferd sitzen blieben ein Schritt oder acht, da der König i<h>n vom Pferd herabnemen lassen.

Den 6 diss hat der König zu 7. Uhrn anfangen lassen zu schiessen mit 4. halben Carthaunen durch die Häuser, Thürme und Rundelen, und zimlich schaden gethan. Selbigen Tags sind noch 6. Fähnlin Fussvolck ankommen, unter dessen en Büchsenmeister en Westphäling der Vestung zugelauffen, und weil er so bald in die Statt nit können eingelassen werden, hat er sich den Wall heran begeben.

Den 8. diss hat der König stärcker als vor nie auff die Statt lassen schiessen, von Morgen 4. uhrn an biss Abends umb 9. mit 6 halben Carthaunen unn 12. Feldschlangen, dadurch die Statt sehr beschädigt worden.

Es hatten die Schwedischen Bawren dem König von Dennemarck zugeschrieben, umb ire Dörffer so sie verlassen, nit abzubrennen, dargegen ein Schwedischer Edelman den König auch verständigt, wann ihre May. Profiant begerten, solte ir May. etlich Rüstwägen zu im schicken, welches der König gethan, und mit 50. Musquetirern confoyren lassen, als solche ankommen, hat sie der Edelman durch di bey sich habende Bawren alle todt schlagen lassen. Darauff de König befohlen alle Schweden wider todt zu schlagen, ire Wohnungen zu verbrennen und nichts zu schonen.

Den 28. Maij hat der König starck auff die Statt Calmar schiessen, und darnach einen Sturm anlauffen lassen, so aber nicht angehen wollen und mit Verlust beschehen, derhalben hat ir May. mit allem Geschütz noch eyfferiger darauff schiessen unnd unter dess das Loss werffen lassen, welche Fahn su förderst den Sturm angehen solt, allda ist das Loss auff dess Königs Fahn gefallen, und also der Hauptmann auff Cronenburg Caspar Mildewitz mit seinem Volck voran, Capitän Norle und also andere mehr, wie es das Loss bracht, gefolgt, und einen gewaltigen Sturm an einem Orth, da die in der Statt es nicht vermuthet, angelauffen, und also die Statt erobert, darinnen viel Geschütz, so auff den Strassen an jedem Eck, da man der Dennemärcker Einfall besorgt gestellt gewesen, bekommen, der Dennemärcker sind in 40. blieben, und der Hauptmann Caspar Mildewitz geschossen worden. Es hatt der König befohlen der Weibspersonen und Kinder zu verschonen, weil aber die Weiber von dem Wall und Mawren sehr eyfferig mit Steinen geworffen und viel beschädigt, sind sie gleich den Mannspersonen umbgebracht worden, etliche der fürnembsten haben sich in die Festung salvirt, der Priester wolt sich retterirn, in dem er in die Kirch gelauffen und sich vor dem Altar gestellt, bittend seiner zu verschonen, wurd aber daselbst erschossen, und ist darnach König Christian selbst mit vielem vom Adel in die Kirch gangen.

Dess andern Tags hat ir Kön. May. an die Guarnison in der Festung gesonnen, ob sie sich ergeben wolt, hat aber noch zur zeit nichts davon vernemmen wollen, derwegen der König in der Statt an einem Orth, da man von der Festung ni so grossen schaden thun kan, ein Blockhaus und Schantz mit Balcken und Erden verfüllt, der Festung mit Schiessen darauss zuzusetzen, bawen lassen. Von Königs Carlen Schiffen, so vor der Festung Calmar gelegen, sind vom Admiral Christian Manduwel fünff derselben in Brand gesteckt, und davon schön Geschütz bekommen worden.

 

Sid. 63

Weiterer Verlauff zwischen Dennemarck und Schweden

Zuvor ist gemelt, wie der König in Dennemark das Stättlin Calmar erobert, nach dem aber ir May. die Festung auch zu erobern sich understanden, hat der König in Schweden solche mit 18. Schiffen entsetzen, und mit aller Notthurfft versehen lassen. Er selbst ist mit 16 000 Mann herauss nach dess Königs in Dennemarck Läger ankommen, und etliche Treffen gehalten, darinn in dem dritten und vierdten die Dennemärcker mit grossem Verlust weichen müssen, also dass irer viel erlegt unnd verwundt worden. Beyde Läger sind so hart zusamen gestossen, dass die Soldaten einander ein Trunck gezeigt. Nach dem aber die Schweden hin und dar starck gestreyfft, und der Oberst in Christianopel sich eines Uberfalls besorgt, hat er an seinen König von Dennemarck schrifftlich 500. Mann zur verstärckung der Guarnison begert, das Schreiben aber hat der Schwed bekommen, und so bald 500. Mann mit den Fahnen, so er im Scharmützeln von Dennemärckern erobert, dahin verordnet, welche als sie vor gemelte Statt kommen, haben sie geruffen, dass man sie alsbald einlassen wolt, dann der Schwed mit 1000. Pferden inen nachjage. Weil nun die in der Statt vermeynt es seyen Freund, und auch die Reuterey von ferne im Feld hertraben gesehen, haben si die Thor geöffnet und den Feind selbst eingelassen, welcher dann alsbald die Thor und Gassen eingenommen, alle Dennemärcker darinn niedergehawen, aber der Weiber, Kinder und Teutschen verschont. Vielen Dänischen vom Adel, so verwundt und in der Cur darinn gelegen, haben die Schweden vollends fortgeholffen, nachmaln die Statt geplündert, einen grossen Schatz und in 3. Thonnen Gold bekommen, die Statt in Brand gesteckt und biss auff wenig Häuser in die Aschen gelegt. Dieser Schaden hat den Dennemärcken en gross Trawren und Schrecken verursacht, dann diese Statt ein fürneme und new erbawte Festung gewesen, so der König nach seinem Namen nennen lassen. Es sollen hier auff die Schweden das Dennemärkisch Läger dermassen umbsingelt haben, dass es keine ab- noch zufahrt haben soll, darinn die Gesandten auss Frankreich, Engeland und Holland, sich zu interponiren ankommen.

Sid. 89 Weiterer Verlauff zwischen den Dennemärckern und Schweden.

Den 17. Julii zwischen 8. und 9. Uhrn Morgens, als die Dänen die Trummen geschlagen, dass man zur Predigt kommen solt, hat die Schwedische Besatzung in der Vestung Calmar vom Thurm das Loss ins Schwedisch Läger geben, darauff sind 11. Fähnlin Schweden an eine Dänische Schantz angelauffen solche einzunemmen, sie sind aber zum sweyten mal von Dänen abgeschlagen vorden, dass an einem Orth der Schantz 118. ligen blieben. In mittelst hat die Besatzung auss den Schloss auch ein Ausfall unterschiedlich, nemlich auff das Dänisch Läge rund auffs Stättlin Calmar gethan, die auffs Läger geeylet, sind ubel empfangen und bey 128 erlegt unnd in 3 Brunnen geworffen worden, die andern sind ins Stättlein gefallen, det Dänen Lauffgaben eingenommen, das Stättlin angezündt, und alles verbrandt. Es hatten di Dänen 60. gefangene Schweden, so täglich im Läger arbeyteten, wie solch den Alarm vermerckt, haben sie allerhand Instrumenten erwischt, und zu den Dänen auch eingeschlagen, und etliche ertödtet, die Dänen aber sind irer kurtz mächtig worden und alle nidergehawen, dass nicht einer beym Leben gelassen worden.

Den 19. diss in der Nacht haben die Dänen die Schweden widerumb auss dem Lauffgragen und Stättlin geschlagen, und das Fähnlin genommen, hingegen die Schwedische Besatzung uass der Vestung die gantze Nacht mit Hagel unauffhörlich geschossen, dadurch viel Dänen geblieben und viel verwundt worden.

Den 20. diss sind 9. Dänische Kriegsschiff ankommen, und nahe bey den Schwedischen geanckert. Darauff den 22. diss gegen Nacht beyderseits Schiff gewaltig miteinander scharmisirt, die Schwedischen aber haben sich auff die Flucht begeben, darauff die Dänischen 2. Eyländer, warauff die Schweden sich beschantzt, eingenommen, den Fendrich und Leutenant mit 130. Bawren gefangen, unnd ein halbe Carthaun und 2. halbe Feldschlangen erobert.

Den 23. umb den Mittag sind die Dänischen mit gantzer Macht vor das Schwedische Läger gezogen, den Schweden ein Schlacht angeboten, und biss zu 4. Uhrn gegen Abend guter Ordnung gehalten, die Schweden aber haben sich auss den Schantzen nicht wagen wollen. Selbigen Tag haben die Dänen den Schweden ein Boyert und etliche Jachten genommen, darinn in 36. Stück Geschütz und gute Beut bekommen. Sie sind auch auffs dritte Eyland, darauff bey den 350. Schweden und Finnen gewesen, gefallen, welche Quartier begert, so der König von Dennemarck bewilligt, und sie ans Land setzen lassen, allda haben die Dänen 3. Stück geschütz unnd 2. Fähnlin bekommen. Dess Tags ist Hertzog Georg von Lüneburg doch nicht tödtlich geschossen worden.

Den 24. zogen die Dänischen wider auss mit voller Kriegsmächt, dem Schweden ins Läger zu fallen, aber da sie dusskamen, waren die Schweden all hinweg geruckt, die Dänen sogen ihnen ein halbe Meil nach, und jagten ihnen 4. Feldstück av, darnach schlug den Schwed sein Läger 2 Meil darvon, bey einer Kirche genannt Russbierg, mitler weil sandte der Dänische Amiral ein Schiff auss, genannt der Stern, welches mit krancken und gefangenen Schweden nach Copenhagen hat lauffen sollen, hatte inn 22. Eyserne Stück, ward aber von den Schwedischen Schiffen auffgefangen.

Den 25. diss ist dem Feind eins seiner besten Schiff in Brand gesteckt.

Den 26 hat der Schwed all seine Schiff so hinder Calmar gelegen, selbst in Brand gesteckt.

Den 28. ist Hertzog Ernst, Hertzog Philip und Marcus Printz mit ihrer Reuterey zu den Dänischen ins Läger kommen.

Den 30. zog der König von Dennemarck fruhe auss für König Carls Läger, mit 8 000 Mann, welches 2. Meil von Calmar, bey einer Kirch genannt Russbierg, lag, umb allda ein Schlacht mit ihm zu thun, aber König Carl wolte sich nicht auss seinem Vortheil begeben, also dass der König von Dannemarck wider hat wollen abziehen, da sandte der Schwed 3. Fahnen Reuter auss, mit den Dänischen zu scharmitzieren, aber die Schweden wurden eingejagt, und 300. ihres bestes Kriegsvolcks davon erlegt, von den Dänischen aber blieben etliche vom Adel, und ungefehr 20. oder 30 Pferd wurden erschossen, auch haben die Schwedische Gefangende bekandt, dass König Carl verloren hat bey 5500 Mann von seinem besten Kriegsvolck, von dem tag an als Calmar belägert war, biss auf dato, ohn etlich hundert Gefangenen die nach Dennemack geführt seyn. Von den Dänischen sollen nur in tausent geblieben seyn, ohn die verletzt. Der grösste Theil von König Carls Kriegsvolck sollen Bawren seyn, von seynem eygenen Landvolck.

Den 3. Augusti hat der König von Dennemarck die weitberhümbte Vestung Calmar mit Accord einbekommen, und liess das Volck frey ausspassiren, mit so viel ein jeder tragen kondt, und befann ihr May. auff der Vestung 108. Metalln Stück, ohn die Eysern deren ein grosse Anzahl war, dessgleichen bekam ihr May. auch 6 Kriegsschiff, die beym Schloss lagen. Den 4. diss hat ihr May. zum ersten mal Mahlzeit auff dem Castel gehalten. Den 5. diss hat der König auss Dennemarck 18. Metalln Stück an einem verborgenem Orth gefunden.

Den 6. had sich der Schwed widerumb mit 2. Cornet Reuter sehen lassen, als aber die Dänen ausgeruckt, haben sie sich wider zu Holz eingepackt. Diesen Tag haben die Öländer dem vom König auss Dennemarck an sie Trommeter die Antwort geben, wer das Castel Calmar innhett, dem gehöre auch das Land.

Den 7. seynd dess Königs auss Dennemarck Reichs Rähte uber nach Oland gezogen, unnd hat der König darnebem 4. Fähnlin Volcks ubergesandt.

Den 8. diss ist der König auss Dennemarck selber nach Öland gezogen, darinn die Vestung Borckholm eingenommen, und selbige Landschafft, so 18. Meilen lang, den 11 Augusti i[h]m huldigen lassen.